Geschichte
der Sammlungen

Als Heinrich 4. den Jesuiten sein Familienschloss in La Flèche schenkte, damit diese hier eine Schule gründen konnten, spendete er ihnen auch 10000 Taler -darunter 1000 Taler zum Kauf von Büchern. Jedes Jahr erhielt die Schule zusätzliche 300 Taler. Hinzu kamen hohe Spenden von Laien und Geistlichen, die damit ihre Verbundenheit mit der Institution bekunden wollten. So zählte die Bibliothek im Jahre 1776 etwa 4870 Bände.

Constuction du Collège royal, dessin par Étienne Martellange
Bau der Bibliothek, Zeichnung von by Étienne Martellange, 1612.

ln den Vitrinen der Bibliothek befinden sich Werke, die im Laufe der Jahrhunderte aIs selten bzw. als besonders wertvoll betrachtet wurden. Mehrere Spender haben zur Bereicherung der Bibliothek seit ihrer Gründung durch Heinrich 4. beigetragen.

Auf der Website der Bibliothek sind zahlreiche Werke zu sehen, deren Einbände die Wappen der Spender tragen (Marie de Medicis, le Grand Condé, le Dauphin -der junge Ludwig 15.-, Ludwig 16., der Erzbischof von Toulouse,...). Zu den Spendem gehörten ausserdem der Markgraf Nicolas von Nicolaï und der Dornherr Eveillon von Angers. Aus der Abtei Saint Denis stammt eine Sammlungen von Werken byzantinischer Autoren, die während der franzosischen Revolution beschlagnahmt wurde.

Diese Tradition des Mäzenatentums setzte sich auch nach der französischen Revolution fort. Die Sammlungen wurden dank der Spenden verschiedener Ministerien (des Kriegsministeriums, des Kulturministeriums und des Innenministeriums), oder dank privater Spenden -so schenkte König Louis Philippe z.B. das Werk Die Beschreibung Ägyptens- immer grösser.

So trugen Spenden, beschlagnahmte Werke -v.a. zur Zeit der franz. Revolution-, sowie der Umzug des Prytanées nach Paris dazu bei, den ursprünglichen Kern der Jesuitensammlung mit Werken, die einem vielleicht heterogen vorkommen mögen, zu bereichern.

Vie1e der Werke der Bibliothek wurden in La Flèche gedruckt, wo die Tradition der Buchdruckerkunst bis in die Zeit der Gründung der Schule zurückgeht. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten und wird heute von einer Fimla wie Brodard et Taupin, die Taschenbücher druckt, fortgeführt.

Zur Zeit der französischen Revolution hatte die Bibliothek das Glück, nicht nur den Beschlagnahmen durch die Revolutionären zu entgehen, sondern auch Werke zu bekommen, die in Klostern, in Versailles, im Trianon, oder in der Universität von Paris beschlagnahmt worden waren. Vie1e Bücher tragen die Spuren dieser bewegten Geschichte, und dies ist den Wappen und den ex-libris abzulesen.

Als 1812 die Bücher in die Gemäldegalerie -d.h. in die jetzige Bibliothek- verlagert wurden, zählte die Bibliothek 12000 Bände -gegenüber kaum mehr als 3000 im Jahre 1776, als die Jesuiten ins Prytanée einzogen. Heute zählt die Bibliothek mehr ais 22000 Bücher, die vor dem Jahr 1930 veröffentlicht wurden.

Darüber hinaus zählt der moderne Teil der Bibliothek -der als Arbeitsbibliothek der Schüler bzw. Studenten dient- etwa 12000 Werke.

Bibliothèque vers 1870, photographie par Charles Cottrel
Bibliothek, circa 1870, Fotografie von Charles Cottrel.

Der einzige Katalog aller Bücher, den die Bibliothek derzeit zur Verfügung hat, wurde ab 1815 von Herm Sourdon -dem Archivar- erstellt. Dieser Katalog wurde erst 1839 fertiggestellt. Er besteht aus 11 Heften, in denen 10838 Werke verzeichnet sind.

Später wurde der Katalog alphabetisch geordnet, und entsprechend den neuen Anschaffungen erweitert. Die Digitalisierung des Katalogs, an der gerade gearbeitet wird, wird es einem breiteren Publikum ermöglichen, den reichhaltigen Bücherbestand, der bislang eher Eingeweihten zuganglich war, zu entdecken.

Sylvie Tisserand, Kurator der Bibliothek.